Ersticken Streit im Keim: Die Buddys (v.l.) Silas Hunneck, Valentina Liebert, Julia Klüter und Dominique Schlüter wurden als Streitsschlichter ausgebildet und wissen, was zu tun ist, wenn es hitzig wird. In diesem Fall haben die Freundinnen Marie und Seda aus der Klasse 5a (vorne) den Streit aber nur gespielt. FOTO: PATRICK MENZEL
Wie Buddys an Schulen im Bünder Land selbstständig für Ordnung sorgen
VON ANDREA ROLFES
Bünde. Selbstbewusst und fair muss ein Buddy, zu deutsch Kumpel, sein. Denn seine Aufgabe ist klar formuliert. Er soll Streit im Keim ersticken. Dass Silas, Valentina, Dominique und Julia wahre Kumpel sind, bescheinigt ihnen nicht nur ein Ausweis, den die Zehntklässler während der Schule stets auf ihrer Brust tragen. Sie tuen mehr – besänftigen Streithähne, vermitteln und schließen auf dem Pausenhof kleine Friedensverträge. Möglich macht es das „Buddy-Projekt“, ein Programm, an dem deutschlandweit 800 Schulen teilnehmen. Durch die Lautsprecher dröhnt der Gong, hunderte Schüler strömen aus den Unterrichtsklassen hinaus auf den Schulhof. Für die Buddys an der Hauptschule Bünde beginnt ihre Arbeit – die Pausenaufsicht. Die könnte so verlaufen: Dominique schaut auf dem Spielplatz nach dem Rechten, Julia hat lautstark diskutierende Sechstklässler im Blick und Silas entdeckt aus der Ferne Schüler, die eine Traube um zwei Jungs gebildet haben, die sich unsanft schubsen – eine Situation, in der der Zehntklässler handeln muss.Er weiß, was tun ist. Das hat er im Wahlpflichtunterricht bei der Schulsozialpädagogin |
Annette Ortmann gelernt: „Hektik vermeiden, Traube auflösen, Streithähne beruhigen, sie ausreden lassen und Lösungen suchen“, zählt der Schüler selbstsicher den Ablauf des Streitschlichtens auf.
Anstrengend finden die Buddys, die in der Schule Respekt ernten, ihre Aufgabe nicht. Im Gegenteil, sie machen freiwillig und aus Überzeugung mit. „Wir finden die Idee super“ sagen die Zehntklässler,
die bereits für Nachwuchs sorgen und derzeit die Neuntklässler zu Streitschlichtern ausbilden. Als „Lern-Buddys“ übernehmen Schüler |
Patenschaften für jungere Mitschüler, im Klassenrat regeln sie Neue Westfälische Mittwoch 06. Mai 2009 |
Z W I S C H E N R U F |
Gutes Rüstzeug |
In der Buddy-Praxis entwickeln Jugendliche Kompetenzen, auf die es im Leben ankommt: Verantwortungsbewusstsein, Kooperations- und Konfliktfähigkeit. Perspektivenwechsel und selbstbewusstes Auftreten. Die Schüler erwerben ihre Kompetenzen nicht im abstrakten Unterricht, sondern auf dem Schulhof. Die Lösung der Probleme gibt ihnen das Gefühl, ihre Kompetenz als Helfer einzusetzen und als Person geschätzt zu werden. Das ist für jeden jungen Menschen eine tolle Erfahrung. Gut, das so etwas Schule macht. (ar)
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