Beruferaten einmal anders
Bünder Hauptschüler besuchen die Schüco-Arena in Bielefeld
Von Mareikje Addicks Bünde/Bielefeld (BZ). Von der Terrasse vor den Büros aus haben die Schüler der Hautschule Bünde einen tollen Blick über Bielefeld. Allerdings genießen sie den nicht von einem Gebäude in der Innenstadt - nein, sie befinden sich auf der Dachterrasse der Schüco-Arena. Und sie wollen sich bestimmt nicht nur die Umgebung anschauen. Das Projekt »Arena for you« hat die etwa 60 Bünder Schüler der neunten Jahrgangsstufe in das Bielefelder Stadion gebracht, um ihnen auf diesem Weg verschiedene Berufsgruppen näher zu bringen. Seit 2009 ist Ostwestfalen-Lippe die Pilotregion für das Projekt. Die Schulen werden angeschrieben und auf das Konzept aufmerksam gemacht. Lehrerin Rosemarie Kellermeier zögerte nicht lange und meldete die Bünder Hauptschule an. »Mit unserem Projekt wollen wir den Jugendlichen einen stärkeren emotionalen Bezug zu den einzelnen Berufen ermöglichen und ihnen zeigen, was zum Beispiel mit einem Stadion alles in Ver- bindung steht«, erklärt Projektkoordinator Marvin |
Kleinemeier. In diesem Fall heißt das: Weg von der
staubtrockenen Theorie im Vortragsraum und raus auf den Rasen. Dort finden die Schüler gemeinsam mit dem Fanbeauftragten Christian Venghaus heraus, wie viele Menschen in den verschiedensten Berufen
im Hintergrund aktiv sind, damit um ein Fußballspiel herum alles rund läuft. »Spieler, Trainer und Schiedsrichter - klar. Aber was gibt es noch?« fragt Venghaus die Schülergruppe. Schnell kommen die
Jugendlichen auf den Mannschaftsarzt oder den Physiotherapeuten.
Dann gibt es noch Ordner und Sicherheitsmänner, aber auch Handwerker arbeiten im Hintergrund und
sorgen dafür, dass von der Anzeigetafel bis zum Flutlicht alles einwandfrei funktioniert.
Um den Jugendlichen tiefere Eindrücke zu gewähren, setzt das Projekt die Regel »Nur gucken, nicht
anfassen« außer Kraft. Die Schüler sollen selbst mit anpacken und bekommen Aufgaben: Als Sicherheitsmann eine Personendurchsuchung vornehmen, im Speiseraum den Tisch decken - aber ordentlich - oder
mithelfen, eine Alarm-anlage zu installieren.
Christian Venghaus führt die Jugendlichen |
nah
an das Geschehen, dicht an den Spielfeldrand, auf die Tribüne und in die Umkleidekabine. Und sogar den Presseraum, den Speiseraum und
das Stadiongefängnis dürfen die Schüler inspizieren. Überall erklärt Venghaus, was es damit auf sich hat und welche Personen dort tätig sind. Aufmerksam hören die Schüler zu und stellen viele
interessierte Fragen: Wieviel Essen muss bereitstehen? Was war für den Sicherheitsmann der härteste Fall? Die Gruppe ist neugierig und bei der Sache. »Es ist toll, mal das ganze Drumherum zu sehen«,
sagt Ruben und auch Erik ist fasziniert von den Räumlichkeiten, die der Normalsterbliche nicht so einfach zu Gesicht bekommt. Aber nicht nur die Schüler sind begeistert. »Ich finde es
hochinteressant, von authen-tischen Leuten etwas über ihre Berufe zu erfahren«, sagt Lehrerin Elke Schoenfelder in der Pause. »Und dann noch in einer solchen Umgebung.« Da hat der Fußball mal wieder
erreicht, was er sich sonst in sportlicher Hinsicht auf die Fahne oder den Ball geschrieben hat: »Sport verbindet«, in diesem Fall verschiedene Berufe.
Bünder Zeitung vom 09.03.2012 |